Aktion für Bedürftige und Obdachlose: Ein Haarschnitt in der Berliner Stadtmission

Am Sonntag, dem 5. Mai 2023, verwandelte sich die Berliner Stadtmission am Bahnhof Zoo in einen Ort der Freude und Fürsorge für Bedürftige und Obdachlose. Mit frisch gebackenen Waffeln, Live-Musik und einem neuen Haarschnitt wurden die Gäste herzlich empfangen und konnten für einen Tag die Sorgen des Alltags hinter sich lassen.

Die Atmosphäre war geprägt von einem Gefühl der Gemeinschaft. Die Teilnehmer kamen „mit traurigen Augen und gingen mit einem Lächeln im Gesicht“. Viele hatten ihre gesamten Habseligkeiten in Plastiktüten verstaut. Insgesamt hatten sich 70 Bedürftige vorab bei der Charlottenburger Stadtmission angemeldet. Die Veranstaltung wurde von Dieter Padar (50) organisiert, der zusammen mit einem engagierten Team aus freiwilligen Helfern für Kultur und Verpflegung sorgte.

Dieter Padar, der vor zehn Jahren Humanitas gründete, betonte seine Motivation: „Ich möchte der Welt etwas zurückgeben, sonst funktioniert die Welt nicht. Das ist gut für’s Karma.“ Sein Engagement zeigt sich in der Organisation solcher Aktionen, die den Menschen eine kleine Auszeit vom harten Alltag bieten.

Für die frischen Looks sorgten elf ehrenamtliche Friseure der „Barber Angels“. Ihre Tätigkeit war nicht nur ein Dienst am Äußeren, sondern auch ein Ausdruck der Wertschätzung für die Gäste. Gleichzeitig backte Erdan (41), Betreiber des Waffle Brothers an der Kantstraße, zusammen mit seinem Sohn Kenan (10) leckere Waffeln, während Radiza Van Ojen (41), Mitglied der Gruppe Dschingis Khan, auf der Bühne sang und tanzte. Dieter Padar selbst verteilte Hot Dogs und Kaffee mit „ganz viel Herz“.

Unter den Gästen war auch Johann Ackermann (60), der seit acht Jahren auf der Straße lebt. In seinem Rucksack trug er Zelt, Schlafsack und Klamotten. „Ich war verheiratet, geschieden, habe vier Kinder und seit 17 Jahren keinen Kontakt mehr zu ihnen“, erzählt er offen. Von seiner Erwerbsminderungsrente in Höhe von 651 Euro lebend, fand er an diesem Tag einen kleinen Lichtblick: „Hier bekomme ich heute gute Laune“, sagt er gegenüber den Berliner Zeitung lächelnd.

Die Freude an der Aktion war auch bei Aische (51) aus Wedding spürbar. Die ehemalige Reinigungskraft lebt ebenfalls von einer kleinen Erwerbsminderungsrente und schneidet sich ihre Haare sonst selbst. „Es ist alle so teuer geworden. Ich bin auf solche Aktionen angewiesen“, sagte sie. Auf mehreren Tischen lagen Hygieneartikel, Lese-Brillen und Kleidung, die die „Barber Angels“ gesammelt hatten. Johann nahm sich bescheiden nur ein Deo und sagte: „Jetzt kann der Sommer kommen.“

Diese Aktion in der Berliner Stadtmission zeigt eindrucksvoll, wie durch kleine Gesten der Menschlichkeit und Solidarität große Freude und Hoffnung geschenkt werden können.